Bokken (2)

Das Bokken ist traditionell ein Holzschwert, welches in Form, Größe und Gewicht das Katana nachbildet, insbesondere der Griff (Tsuka), die ovale Tsuba (Handschutz), die Krümmung der Klinge (Sori), der kantige Klingenrücken (Mune), die Klingenseitenfläche, die Schneide (Hasaki) und die Ausarbeitung der Klingenspitze (Kissaki). Die Klingenseitenfläche besitzt eine mehr oder weniger flache Form, welche eine Gratlinie (Shinobi) erkennen lässt. Das Bokken hat eine Länge von ca. 1 m und wiegt je nach verwendetem Material zwischen 400 bis 900 g.

Aufgrund der Beanspruchung in den Zweikämpfen muss das Holzschwert hohen Druck aushalten, also sehr hart und widerstandsfähig sein. Original japanische Bokken werden daher meist aus der japanischen Immergrünen Eiche (Quercus acuta) und der Bambusblättrigen Eiche (Quercus myrsinifolia) gefertigt. Wegen des günstigeren Preises kamen in den letzten Jahren andere Holzarten in Mode, wie Weiß- und Roteiche. Ebenfalls beliebt sind Bokken aus nordamerikanischem Hickory-Holz. Dieses Holz zeichnet sich durch eine extreme Widerstandskraft und Flexibilität aus, so dass es als nahezu unzerstörbar gilt. Es findet normalerweise bei der Herstellung von Baseballschlägern oder Axt-Schäften Verwendung. Daneben gibt es auch sehr teure Bokuto aus Edelhölzern wie japanischer Sunuke oder Ebenholz. Die Preise reichen von 10 bis 400 EUR. Die Billigvarianten sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, da das Bruch- und das sich daraus ergebende Verletzungsrisiko nicht zu unterschätzen ist. Häufig werden Fehlerstellen im Holz bei billigen Angeboten durch Lacküberzüge kaschiert. Daher sollte man sich besser für unlackiertes Holz entscheiden und den Bokken dann mit Carnaubawachs  oder Bienenwachs behandeln, damit er sich angenehm anfühlt.

Bokken werden heutzutage üblicherweise mit einem Handschutz (Tsuba) aus robustem Kunststoff geliefert, der nach dem Aufziehen über die Klingenspitze mit einem Gummiring befestigt wird. Die Kerbe des Gummirings sollte dabei über der Mitte des Klingenrückens liegen. Hochwertige Tsuba können auch aus hartem Leder oder Holz bestehen. In der Regel arbeiten Aikidoka mit Bokken ohne Tsuba.

Neben dem klassischen Bokken gibt es verschiedene Sonderformen, konzipiert für die verschiedensten Anforderungen, u.a.:

  • Bokken mit „Blutrinne“ (Hi), die beim Schnitt ein zischendes Geräusch erzeugen, an dem sich die korrekte Führung erkennen lässt
  • leichte Bokken aus Bambus mit gerade mal 400 g
  • relativ schwere Iwama-Ryu-Bokken mit größeren Durchmesser und ohne Spitze, um beim Zustechen Verletzungen zu vermeiden
  • sehr schwere und längere Suburi-To mit einer paddelähnlichen Form, die bei einem Gewicht von 900 g der Kräftigung der Armmuskulatur beim Suburi dienen, aber für Partnerübungen ungeeignet sind
  • Iaido-Bokken mit einer Kunststoff-Scheide, die den realistischen Ablauf des Ziehens (nuki) und des Rückführens (noto) erlauben
  • Kinder-Bokken mit 90 cm Länge
  • Neben dem klassischen, das Katana darstellenden Bokken (Bokutachi) gibt es auch kleinere Holzschwerter mit ca. 64 cm Länge, die das Wakizashi nachbilden. Sie werden in Japan Boku-Kodachi genannt.

Anfängern empfehle ich ein möglichst leichtes Bokken, z.B. aus Bambus. Es geht zunächst darum, die richtige Handhabung des Bokkens zu lernen, was mit einem leichten Schwert wesentlich einfacher ist. Später, wenn man schon etwas fortgeschrittener ist, macht es Sinn, Suburis mit schweren Bokken bzw. mit dem Suburi-To durchzuführen, um gezielt die Arm- und Schultermuskulatur zu trainieren.

Für Partnerübungen mit Vollkontakt sollten unbedingt stabile Bokken verwendet werden. Ebenso sollten die Übenden gleichwertige Schwerter nutzen, da sonst das „schwächere“ Bokken schnell zerstört werden kann.

Während der Kontaktübungen ziehen sich die Bokken schnell Dellen, Risse und Scharten zu. Daher sollte vor dem Training die Holzklinge immer nach Splittern oder Brüchen abgesucht werden, um einer Verletzung der Übungspartner vorzubeugen. Häufig lässt sich das Holz wieder reparieren. Im schlimmsten Fall muss der Bokken aus dem Verkehr gezogen werden. In diesem Fall kann er aber auch leicht zu einem Holzmesser (Tanto) gekürzt werden. Dellen sind in der Regel kein großes Problem und lassen sich bei unlackierten Bokken leicht beheben, in dem man die betreffenden Schwerter einige Zeit in Wasser (Badewanne) einweicht. Das Holz quellt dann wieder auf und die Dellen verschwinden.

Inzwischen gibt es auch Polypropylen-Kunststoff-Bokken auf dem Markt, welche sehr robust sein sollen. Bei Amazon für ca. 30 EUR